Performance U-Bahnhof Prinzenstraße

Warum ein Kissen herstellen?

Als Natalie Espinosa und ich das Konzept für unser Projekt ausarbeiteten, hatten wir ein gemeinsames Interesse daran, dass die Teilnehmer von unserer Arbeit wirklich profitieren konnten.
Ein "Profit" macht sich an ideellem und auch an materiellem plus fest. So sollten die Teilnehmer mit ihren Gedanken und Phantasien wahr- und ernst genommen werden, Spaß haben, sich mit etwas Neuem konfrontieren, einen Eindruck bekommen, was Kunst bedeuten kann, eine Idee zur Realisation bringen auch abseits von der bisherigen Vorstellung von Kunst. Materiell sollte der Nutzen tatsächlich in einem Produkt, in diesem Fall einem Kissen liegen.

Ein Kissen, das man brauchen kann, das einen Platz findet im Haushalt der Teilnehmer und nicht überflüssig ist, wie dies so oft Ergebnisse von Workshops sind. Also kein "Kunst"- Staubfänger der in irgendeiner Ecke lieblos landet oder schlimmstenfalls in den Papierkorb wandert.

Philosophiert man ein wenig über das Kissen, so impliziert es doch Eigenschaften wie gemütlich, weich, bequem, kuschelig, unterstützend, verschönernd etc. und es ist etwas sehr Individuelles. Die Teilnehmer erhalten so, in dieser tristen Gegend, ein Stück Gemütlichkeit für ihr Zuhause. Ein Hauptanliegen des kissenlabors war es, beim Workshop sowie bei der Ausstellung die eigene künstlerische Intention nicht zurückzustellen.

So entstand die folgende Konzeption.
Nach der Erkundung der Gegend und dem Feststellen unserer Möglichkeiten entschieden wir uns für vier, hintereinander abfolgende Aktionsebenen: Intervention, Aktionsphase (Workshop), Fotoaktion und Ausstellung. Erster Schritt sollten die zwei, thematisch mit unserem Überbegriff GesprächsStoff korrespondierenden, Interventionen im Außenraum sein.
Eine Intervention sollte direkt auf dem Wassertorplatz stattfinden, der zweite Ort sollte stark Frequentiert sein, z.B. im Post-Vorraum, im Vorraum des Spar-Supermarktes, beim Bäcker,  im Concierge Bereich eines Hochhauses oder ähnliches. Die Aktionen sollten ein paar Tage auseinander liegen, in der Woche vor dem eigentlichen Workshop.


















Das Kissenlabor wird anschließend eine Woche lang für fünf Stunden täglich als "Dienstleister" für die Anwohner fungieren. Bewohner der Umgebung werden eingeladen sich von uns ein Spezial-Kissen nähen zu lassen, das ganz nach ihren Bedürfnissen und Wünschen gemeinsam mit uns entwickelt wird. Innerhalb der Projektwoche werden wir in der Galerie im Waschhaus Arbeiten, es gibt eine Art offene Werkstatt zu der die Anwohner kommen können um ihre Kissen in Auftrag zu geben.
Der geplante Nebeneffekt ist, ins Gespräch zu kommen, ein wenig zu verweilen, die Örtlichkeiten mit den Angeboten wahr zu nehmen und vielleicht auch neue Nachbarn kennen zu lernen.

Die Projektphase wird Dokumentiert und in die Ausstellungskonzeption mit aufgenommen.
Als dritter Teil ist eine Fotoaktion des Kissens an seinem Bestimmungsort, im Zuhause der Teilnehmer, geplant, das die Teilnehmer selber aufnehmen und uns später zur Verfügung stellen.